Dienstag, 31. Mai 2011

ich wünsche dir

ich wünsche dir

könntest du doch
aus dem garten deines lebens
helle stunden
wie blumen schneiden
langstielig und duftend
in gefäße stellen
damit sie blühen
in dunklen tagen

könntest du doch
vom feld deines lebens
glückliche tage
zu hoffnungsgarben binden
körnchen für körnchen auflesen
in kammern sammeln
statt werden
in leidvoller zeit

Martin Krauss
aus: Hinter den Worten warten die Wunder

Jokers Lyrik-Preis 2010

Montag, 30. Mai 2011

Für Julia

Henri Matisse
Woher nahmst du,
im taumelnden Tanz über grüne Hügel
durch die Lüfte dich leichthin bewegendes Wesen,
in all deiner Zartheit die zwingende Kraft,
aus der dunklen, beengenden Haft
deiner frühen Behausung dich plötzlich zu lösen,
zurückzulassen die Form und die Hülle
als äußeren Schein,
um im leuchtenden Blau aus der Farben Fülle
in schimmernder Schönheit
ein Zeugnis der Schöpfung zu sein?

Wer erschuf dich,
aus seidenen Fäden gewebt,
vom Atem des Sommers berührt und belebt,
die zerbrechlichen Flügel mit Goldstaub besetzt
und mit Perlen des Lichts wie mit Träumen benetzt,
und wer hält dich,
dass du so unversehrt bleibst,
am leichten, doch sicheren Zügel?

O, entkäm ich gleich dir
meinem der Schwere verhafteten Wesen
und könnte wie du
im Lichte des Sommers genesen!


Elli Michler
aus: Ich wünsche dir Zeit
Don Bosco Verlag

Im Gedenken an  Julia und für alle, die um sie trauern!
http://wusa9.com/news/article/151190/373/Three-Years-For-Adams-Morgan-Drunk-Driver

Geborgenheit


wissen
das wir immer
füreinander
da sind

Stürme nur,
damit
unsere Boote
uns schneller
zur Insel
bringen

by Anghy
http://www.seelenfarben.de/

Bild: Edward Hopper

Sonntag, 29. Mai 2011

The forgotten Grave


After a hundred years
Nobody knows the place,--
Agony that enacted there,
Motionless as peace.

Weeds triumphant ranged,
Strangers strolled and spelled
At the lone orthography
Of the elder dead.

Winds of summer fields
Recollect the way,--
Instinct picking up the key
Dropped by memory.

Emily Dickinson

Foto: Irland 2006

Samstag, 28. Mai 2011

Du liebe Zeit


Du liebe Zeit
Da habe ich einen gehört
wie er seufzte: Du liebe Zeit!

Was heißt da Du liebe Zeit?
Du unliebe Zeit, muss es heißen
Du ungeliebte Zeit!
von dieser Unzeit, in der wir
leben müssen. Und doch
Sie ist unsere einzige Zeit
Unsere Lebenszeit

Und wenn wir das Leben lieben
können wir nicht ganz lieblos
gegen diese unsere Zeit sein

Wir müssen sie ja nicht genau so
lassen, wie sie uns traf

Erich Fried

Bild:  Henri Matisse

Freitag, 27. Mai 2011

Florians words...



Aus Florians Brief vom 23.11.1997

..... "Ich habe mir das Bild gemalt, daß es so ist, als würde man auf einem Schiff die Welt umsegeln. Man befindet sich die ganze Zeit auf dem Ozean und kann in jede Richtung segeln, keiner gibt die Richtung vor und man sieht bis an den Horizont nur Wasser. Wasser steht hierbei für mich für das Leben. Zwar möchte man die Welt umsegeln, aber trotzdem freut man sich, von Zeit zu Zeit einen Fuß aufs Festland zu setzen – als Sicherheit und Orientierung, um zu sehen, wo man sich eigentlich befindet. Kirche kann manchen Leuten beides geben, aber genau so können dies auch Menschen, Freunde und Familie. Welche anderen Sicherheiten hat man denn sonst? So wichtig materielle Dinge in unserem Leben geworden sind, trotzdem können sie uns diese Dinge nicht geben. Wie ich bereits in einem anderen Brief geschrieben habe, bist vor allem Du und danach die Familie, Freunde mein Festland. Man braucht einfach diesen Kontakt.

Um das Festland zu erreichen, muß man sich allerdings für eine Richtung entscheiden und diese auch mit aller Kraft verfolgen, denn wenn man die Richtung häufig ändert und sich unsicher fühlt, segelt man womöglich im Kreis und erreicht nie das rettende Ufer.

Ich denke, es ist enorm wichtig, zu wissen, wo man im Leben steht, doch dazu braucht man Hilfe. Zum einen können Mitmenschen durch Aussagen helfen, zum anderen kann ihre Sicherheit einem helfen, sich selbst zu betrachten. Dies heißt aber auch, daß man sich nicht nur auf dem Festland bewegen muß/sollte, sondern auch sein Ziel, die Weltumsegelung, nicht aus den Augen verlieren. Da ich Dich und eine tolle Familie habe, brauche ich (!) die Religion oder Kirche nicht als rettendes Ufer Ich kann sie als Hilfe benutzen, bin aber nicht auf sie angewiesen, wie es viele andere Menschen zu sein scheinen.“


Bild: Edward Hopper - das Lieblingsbild von Florian, das immer wieder als Karte zwischen uns beiden kreuzte und eine immer wiederkehrende Metapher in seinen Briefen. Oh Gott, wie vermisse ich diese Briefe...

Freiraum

Jedes Mal
wenn ich jetzt an dich denke
entsteht in meinem Kopf
ein freier Raum
eine Art Vorraum zu dir
in dem sonst nichts ist
Ich stelle fest
Am Ende jedes Tages
dass viel mehr freier Raum
in meinem Kopf
übriggewesen sein muss
Als ich sonst glaubte

Erich Fried

Bild: "Drugstore" von Hopper. Es hing als Poster über Florians Bett bevor er nach Irland ging. Er liebte die Bilder von Edward Hopper - heute hängt sein Lieblingsbild hier in seinem Zimmer

Donnerstag, 26. Mai 2011

Antwort


Zu den Steinen
hat einer gesagt:
seid menschlich

Die Steine haben gesagt:
Wir sind noch nicht
hart genug

Erich Fried

Danke, liebe Olivia, für dieses Strandoto aus Zypern!

Wenn...

Wenn man etwas ganz fest will, dann setzt sich das ganze Universum dafür ein, daß man es auch erreicht.

(Paulo Coelho, Handbuch des Kriegers des Lichts)




Und wenn ich es wirklich ganz fest will, kommst Du dann zurück, Florian?  Wie oft habe ich in all den Jahren versucht, das ganze Universum zu mobilisieren... Du bist noch immer nicht zurück - und ich vermisse Dich so sehr!

Mittwoch, 25. Mai 2011

Warum

Nicht du
um der Liebe willen
sondern
um deinetwillen
die Liebe
(und auch um meinetwillen)


Nicht
weil ich lieben
muss
sondern weil ich
dich
lieben
muss

Vielleicht
weil ich bin
wie ich bin
aber sicher
weil du
bist
wie du bist

Erich Fried

Für H.-J.  in Liebe!

Dienstag, 24. Mai 2011

Sommer und Frühling

Wir saßen unterm Hagedorn
Bis uns die Nacht entrückt,
Erzählten, was gesagt, getan
Seit wir die Welt erblickt.
Und wußten, mit den Jahren wird
die Seele zweigeteilt
Und fielen in die Arme uns,
damit sie wieder heilt.

.....

William Butler Yeats

Montag, 23. Mai 2011

Not In Vain


If I can stop one heart from breaking,
I shall not live in vain;
If I can ease one life the aching,
Or cool one pain,
Or help one fainting robin
Unto his nest again,
I shall not live in vain.


Emily Dickinson



Bild: Emil Nolde

Sonntag, 22. Mai 2011

Carpe Diem

Carpe diem
(nutze den Tag)


dein Tag
atmet Gegenwart
Vergangenheit
und Zukunft
in deinem Tag
blitzt Leben auf
in der Leuchtkraft
des Einmaligen


Annemarie Schnitt

Samstag, 21. Mai 2011

Seelenvögel - Eine Filmempfehlung


Lotusblüte

Wenn die Sonne so leise den Nebel durchbricht,
um feine goldene Schleier in das Heute zu malen,
sie zwart und klar anfängt zu strahlen,
dann wird es hell,
dann wird es licht.

Hauchzart streift sie der Lotusblüte kühles Kleid,
deren Antlitz strahlend, so ruhig, so befreit,
zart und rein
so liegt sie da,
Verwandlung und Hoffnung zeichnen sich klar.

Die Wahrheit, die der Tau ihrer Blätter spiegelt,
läßt uns denken so tief, so weit beflügelt.
Sie lässt uns den Moment entdecken,
holt uns aus dem Dunkel,
nur durch ein leises Wecken.

Liebe und Weisheit tragen wir im Herzen.
Doch gehen wir durch Leiden,
doch schreiten wir durch Schmerzen.
Blühend zeigt sich uns die Liebe, die uns umgibt,
die uns Glück und Vertrauen aus dem Dunkeln siebt.

Und strahlend liegt die Blüte hier.
Im Moment des Augenblicks
wartend vor dir.

(Von Pauline, 15 Jahre alt)

http://www.seelenvögel-der-film.de/trailer.html

Pauline denkt in einer Szene über den Sinn des Lebens und die Seele nach. „Seele, so was, wie lauter bunte Kristalle zusammen und mit jeder neuen Erfahrung, die man macht, kommt vielleicht ein kleiner bunter Kristall dazu. Die Sachen, die mir das Leben schwer machen, die können vielleicht dazu beitragen, dass man wieden einen Kristall zu seinem großen dazu bekommt.“

Freitag, 20. Mai 2011

Mut

Mut
zum Leben
kommt
ohne Vorankündigung.
Neugieriges
Staunen.
Tränenreiche
Arbeit.
Nähe.
Zerrissenheit.
Einlassen
im Mut
zu mir
ermöglicht
ungeahnte Begegnungen.

von: Iris Pohlers

Foto: Frühlingswiesen auf Zypern

Donnerstag, 19. Mai 2011

3974

Weil du die Tage

zu Schiffen machst,
die ihre Richtung kennen.

Weil dein Körper
lachen kann.
Weil dein Schweigen
Stufen hat.

Weil ein Jahr
die Form deines Gesichts annimmt.
Weil ich durch dich verstehe,
dass es Anwesenheit gibt,
liebe ich dich.


Walter Helmut Fritz (geb. 1929)


Heute vor dreitausendneunhundertvierundsiebzig Tagen ist Florian gestorben!

Danke, liebe Andrea, für diese Zählhilfe: Allein, glauben kann ich es nicht...

Der Vulkan ist erloschen

Der Vulkan ist erloschen
Der Berg der Trauer
Wird zum See der Erinnerung
Tränen
Harte Arbeit
Der Weg ist weit
Manchmal sehe ich ihn nicht mehr
Fühle nicht mehr Deine Hand
Bekomme Angst,
Daß ich diese Wüste
nicht mehr verlassen kann...

Dann
Geht die Sonne auf
Und ich erkenne
Die Wüste ist ein Paradies
Jeden Tag wird es einfacher
Weiterzugehen
Zu vertrauen
Das Leben anzunehmen
Nur, wenn die Angst mich überfällt
Möchte ich wegrennen
Nie wiederkehren
Ich schaffe das nicht...

Doch Du führst mich
Durch jede Gefühlslandschaft
und zeigst mir
Die Oasen meines Herzens!
Wann endlich
Kenne ich den Weg?

Monika Günther

Foto: Irland, Westküste 2006

Mittwoch, 18. Mai 2011

Because I could not stop for Death

Because I could not stop for Death--
He kindly stopped for me--
The Carriage held but just Ourselves--
and Immortality.

We slowly drove--He knew no haste
And I had put away
My labor and my leisure too,
For His Civility--

We passed the School, where Children strove
At Recess--in the Ring--
We passed the Fields of Gazing Grain--
We passed the Setting Sun--

Or rather--He passed Us--
The Dews drew quivering and chill--
For only Gossamer, my Gown--
My Tippet--only Tulle--

We paused before a House that seemed
A Swelling of the Ground--
The Roof was scarcely visible--
The Cornice--in the Ground--

Since then--'Tis Centuries--and yet
Feels shorter than the Day
I first surmised the Horses Heads
Were toward Eternity--

********
Ich konnt' nicht halten
für den Tod

Weil ich für Ihn nicht halten konnt,
Hielt an der Tod für mich -
Sein Wagen paßt' nur für uns Zwei -
Für jetzt und ewiglich.

Gemach die Fahrt - Er kannt' nicht Hast
Und ich, ich legt' beseit'
Die Arbeit und die Muße mein,
Ob seiner Höflichkeit -

Wo Kinder lärmten in der Paus',
Fuhr'n wir der Schul' entlang -
vorbei an Feldern - und vorbei
Am Sonnenuntergang -

Das heißt - die Sonn' an Uns vorbei -
Der Tau bracht' Zittern, Eisgefühl -
Mein Kleid nur Spinnenweberei -
Mein Umhang - dünner Tüll -

Wir fuhren vor das Haus, das schien
Bloß Wölbung der Natur -
Sogar das Dach war kaum zu sehn -
Der Sims - die Erde nur.

Seither - Jahrhunderte! - doch sie
floh'n schneller als die Zeit,
In der die Pferde wendeten
Sich zu der Ewigkeit -

Emily Dickinson
Übersetzung: Walter A. Aue

Dienstag, 17. Mai 2011

Wenn nicht....

Wenn nicht - dann dringt kein Vöglein mehr
Vom Garten ein in mein Gehör -
Ich spreche kein Gebet:
Dein Wille, Herr, geschieht heut nicht,
Weil ihm mein Wille widerspricht
Und Meineid Sünde wär'!


And if I dont - the little Bird
Within the Orchard, is not heard,
And I omit to pray
Father, thy will be done today
For my will goes the other way,
And it were perjury!

Ach, ich liebe die Gedichte von Emily Dickinson
Hier aus:  "Guten Morgen Mitternacht"
Gedichte + Briefe

Gebannt starr' ich auf ferne schwarze Wolken


Gebannt starr' ich auf ferne schwarze Wolken,
Und klagend schweift mein Herz
Im ruhelosen Wind dahin.
Wenn Du nicht sprichst, will ich mein Herz
In Schweigen hüllen und es dulden.
Stille will ich sein und harren
Wie die Nacht, so sternenwach, und,
Tief das Haupt gebeugt, geduldig warten.

Ganz sicher wird der Morgen tagen,
Das Dunkel wird in Nichts zergehen,
Und Deine Stimme strömt hernieder,
Wie goldne Quellen bricht sie aus dem Himmel.
Dann wachsen Flügel Deinen Worten,
Aus allen meinen Vogelnestern
Schwingt sich Dein Lied, und Deine
Melodien brechen in Blumen
Hervor aus allen meinen Waldesgründen.

Rabindranath Tagore (1861-1941)

Montag, 16. Mai 2011

Geh fort von mir....


VI.

Geh fort von mir. So werd ich fürderhin
in deinem Schatten stehn. Und niemals mehr
die Schwelle alles dessen, was ich bin,
allein betreten. Niemals wie vorher
verfügen meine Seele. Und die Hand
nicht so wie früher in Gelassenheit
aufheben in das Licht der Sonne, seit
die deine drinnen fehlt. Mag Land um Land
anwachsen zwischen uns, so muß doch dein
Herz in dem meinen bleiben, doppelt schlagend.
Und was ich tu und träume, schließt dich ein:
so sind die Trauben überall im Wein.
Und ruf ich Gott zu mir: Er kommt zu zwein
und sieht mein Auge zweier Tränen tragend.


VII.

Mir scheint, das Angesicht der Welt verging
in einem andern. Deiner Seele Schritt
war leise neben mir, o leis, und glitt
leis zwischen mich und das was niederhing
in meinen Tod. Auf einmal fing -
- da ich schon sinkend war - mich Liebe auf,
und ein ganz neuer Rhythmus stieg hinauf
mit mir ins Leben. Den ich einst empfing,
den Taufkelch voller Leid, ich trink ihn gern
und preis ihn, Süßer, süß, bist du nur nah.
Die Namen: Heimat, Himmel schwanden fern,
nur wo du bist, entsteht ein Ort. Und da:
dies Saitenspiel (die Engel wissen wie
geliebt) hat nur in dir noch Melodie.

Elisabeth Barret-Browning
aus Portugisische Gedichte

Sonntag, 15. Mai 2011

Blauer Schmetterling

Woher nahmst du
im taumelnden Tanz über grüne Hügel
durch die Lüfte dich leichthin bewegendes Wesen,
in all deiner Zartheit die zwingende Kraft,
aus der dunklen, beengenden Haft
deiner frühen Behausung dich plötzlich zu lösen,
zurückzulassen die Form und die Hülle
als äußeren Schein,
um im leuchtenden Blau aus der Farben Fülle
in schimmernder Schönheit
ein Zeugnis der Schöpfung zu sein?

Wer erschuf dich,
aus seidenen Fäden gewebt,
vom Atem des Sommers berührt und belebt,
die zerbrechlichen Flügel mit Goldstaub besetzt
und mit Perlen des Lichts wie mit Träumen benetzt,
und wer hält dich,
dass du so unversehrt bleibst,
am leichten, doch sicheren Zügel?

O, entkäm ich gleich dir
meinem der Schwere verhafteten Wesen
und könnte wie du
im Lichte des Sommers genesen!

Elli Michler
aus: Ich wünsche dir Zeit
Don Bosco Verlag

Samstag, 14. Mai 2011

Jeder Trauernde ist ein Held

Jeder Trauernde ist ein Held,
dem unsäglich viel zugemutet wird:
in einer total veränderten Innen – und Außenwelt
muss er Übermenschliches leisten.
Die Zeit der Trauer ist mehr als ein Aufenthalt in einem
fremden Land – sie ist eine Reise in eine fremde Welt,
und der Trauernde lernt kennen,
dass Sprache von der Erlebniswelt des Fühlens
weit entfernt ist!
Sich mit dieser fremden Welt – innen und außen –
vertraut zu machen, ist der Trauerprozess.
Wenn der trauernde Mensch sich den Gefahren dieser
Reise aussetzt und seinen Weg durch das Unbekannte
findet, kehrt er verändert zurück.

Anja Wiese

Bild: Yap Chin Hoe

Freitag, 13. Mai 2011

Until we meet again

Each morning when we awake
we know that you are gone.
And no one knows the heartache
As we try to carry on.

Our hearts still ache with sadness
and many tears still flow.
What it meant to lose you,
No one will ever know.

Our thoughts are always with you,
your place no one can fill.
In life we loved you dearly,
In death we love you still.

There will always be a heartache,
and often a silent tear,
But always a precious memory
Of the days when you were here.

If tears could make a staircase,
And heartaches make a lane,
We'd walk the path to heaven
And bring you home again.

We hold you close within our hearts,
And there you will remain,
To walk with us throughout our lives
Until we meet again.

Our family chain is broken now,
And nothing will be the same,
But as God calls us one by one,
The chain will link again.

by Unknown

Danke, liebe Kerstin!

Frühling


Frühling

Überall das zarte Grün
des Frühlings
Aufbrechende Knospen
in wärmender Sonne,
Tiere, erwacht aus
dem Winterschlaf,
Vögel, zurück aus
dem Süden.
Überall Leben.
Keine Schneedecke
konnte es je
ersticken.
Frühling
um mich herum,
unter mir,
über mir.
Wann wieder
in mir?

Renate Salzbrenner

Donnerstag, 12. Mai 2011

Sich finden


Wie schön das klingt "Sich finden", richtig nach Erfüllung. Und was da alles mitklingt: "Suchet, so werdet ihr finden. Klopfet an, so wird euch aufgetan." Und so weiter.

Aber wie ist es wirklich für den, der sucht? Er findet sich. Ja, er findet sich, er findet sich immer wieder und wieder und wieder, auch wenn er einmal rasten möchte., auch wenn er endlich aufhören oder auch nur unterbrechen möchte. Und wie er sich findet? Meistens in Stücken oder in Bruchstücken oder in zerbröckelnden Stücken, oder in Stücken, die sich faulig zersetzen oder doch so aussehen, als werde die Zersetzung gleich anfangen.

Und wenn er sich ganz findet, dann weiß er nicht mehr, wer er ist, er oder das, was er da gefunden hat. Und was heißt ganz? Ganz, aber tot. Ganz, aber in einem Zustand der Dumpfheit, aus dem der Gefundene nicht zu erwecken ist. Ganz aber ganz zum Tier geworden, oder zu etwas Ärgerem, denn wenn wir sagen "tierisch", tun wir den Tieren damit Unrecht. Ganz, und vielleicht sogar auch ganz bei Sinnen, aber bei Sinnen, die keinen Sinn mehr finden können, oder vielleicht nur den Sinn noch nicht finden können, aber was hilft das? Wenn man vergeht, ehe man ihn finden konnte, dann war es fast ganz, als hätte man ihn nicht mehr finden können. Und das ärgste ist, dass man, wenn man erst angefangen hat zu suchen, nicht mehr aufhören kann, auch nicht, wenn man längst weiß, dass die Worte "Suchet, so werdet ihr finden" eigentlich eine Warnung waren oder gewesen sein könnten

Erich Fried

Foto: Am Holocaust-Mahnmal.... wo ich mich sehr "verloren" fühlte!

Mittwoch, 11. Mai 2011

Frühlingsgedanken


Frühlingsgedanken?

Wär es wohl leichter,
wenn der Frühling
nicht so prahlte?
Wär es wohl leichter,
ohne Drosselruf?
Wär ich wohl stärker,
ohne Knospenbäume?
Wär ich wohl heller,
ohne Himmelblau?
Könnt ich wohl tapfer sein
wenn keine Blumen blühen,
und wenn die Sonne
hingter den Wolken schweigt?
Ich höre überall
den neuen Anfang.
Die Erde ist so jung.
Warum ist denn mein Gram
so alt, so alt?

Sascha Wagner

Danke, liebe Rada!

Dienstag, 10. Mai 2011

Am Morgen im Mai

Am Morgen im Mai

abgeholt von der Sonne
zum Lauf in den Tag
leicht und sicher
an ihrer warmen Hand
unter ihrem Blick
singen die Vögel in dir
die wintertasgs verstummten
Verblasstes blüht auf
Verdunkeltes lichtet sich
Lautes wird leise
Unstimmiges stimmig
für einen Tag Hand-in-Hand
mit der Sonne im Mai

Annemarie Schnitt

Montag, 9. Mai 2011

Die Mutter


Die Mutter:
"Liebling, hast du gerufen?"
Es war ein Wort im Wind.
"Wie viele steile Stufen
sind noch bis zu dir, mein Kind?" -
Da fand ihre Stimme die Sterne,
fand aber die Tochter nicht.

Im Tale in tiefer Taverne
löschte ein letztes Licht.


Rainer Maria Rilke .

Mütter


Manchmal fühlt sie: Das Leben ist groß,
wilder, wie Ströme, die schäumen,
wilder, wie Sturm in den Bäumen.
Und leise läßt sie die Stunden los
und schenkt ihre Seele den Träumen.

Dann erwacht sie. Da steht ein Stern
still überm leisen Gelände,
und ihr Haus hat ganz weiße Wände -
Da weiß sie: Das Leben ist fremd und fern -
und faltet die alternden Hände.


Rainer Maria Rilke

Bild: Yap Chin Hoe

R.M. Rilke 2 Gedichte

Rainer Maria Rilke

Im »Stundenbuch« befindet sich ein Gedicht, der »Stimme eines jungen Bruders« zugeschrieben, das gewissermaßen des Dichters damaliges jugendliches Selbst zum Verfasser hat:

»Ich verrinne, ich verrinne
wie Sand, der durch Finger rinnt.
Ich habe auf einmal so viele Sinne,
die alle anders durstig sind.
Ich fühle mich an hundert Stellen
schwellen und schmerzen.
Aber am meisten mitten im Herzen.
Ich möchte sterben. Laß mich allein.
Ich glaube es wird mir gelingen,
so bange zu sein,
daß mir die Pulse zerspringen.«

Ein anderes Gedicht, mit allerlei Anklängen an später entstandene, enthält die gleiche
Doppeleinstellung zum Tod wie zum Sinnbild des eigentlichen Lebens, an das es sich richtet:


»Ich steh im Finstern und wie erblindet,
weil sich zu Dir mein Blick nicht mehr findet.
Der Tage irres Gedränge ist
ein Vorhang mir nur, dahinter Du bist.
Ich starre drauf hin, ob er sich nicht hebt,
der Vorhang, dahinter mein Leben lebt,
meines Lebens Gehalt, meines Lebens Gebot –
und doch mein Tod –«

Liebesgedicht

aus: LOU ANDREAS-SALOMÉ
RAINER MARIA RILKE

Foto: Florians Grab

Sonntag, 8. Mai 2011

An jedem Tag

An jedem Tag
richtest du dich ein
in dieser Welt
liebst den Wechsel
liebst das Bleiben
bleibst unterwegs
in wechselnden Zeiten
suchst im Gehen was gilt
im Bleiben was bleibt
hältst am Endes des Tages
die Hoffnung in Händen


Annemarie Schnitt

Samstag, 7. Mai 2011

Frühling

Frühling
querfeldein
streift der Frühling
durchs Land
stimmt ein Lied an
gegen Erstarrung
setzt Farb-Töne gegen das Trübe
zieht alle Register des Glücks
zupft die Saiten der Sonne
und singt
bis die hohe Hecke im Garten
erwacht im Grün




Springtime
is strolling
through the fields
intonating a song
against winter
bringing coulor-tunes
against affliction
pulling all register of happiness
playing with the strings of the sun
springtime stays singing
until the high hedge
in my garden
will awake in a green dress

Danke liebe
Annemarie Schnitt


dass Ihre wunderschönen Texte hier "ausborgen" darf!

Bilder: Frühling auch in unserem Garten

Freitag, 6. Mai 2011

Tagesrhythmus


am Morgen
der Gruß zum Himmel
der Duft von Kaffee
der Blick in die Zeitung
der reale
der virtuelle Schreibtisch
die geschäftigen Stunden

am Abend
der langsamere Schritt
die Rückschau über den Rand
Muße Musik
der Gruß zum Himmel
das Verlöschen des Tages
die Zeit im Traum

Annemarie Schnitt

Bild: Yap Chin Hoe

Donnerstag, 5. Mai 2011

Zwieklang


Heimat klingt
wie Sonntagsstunde
Sommerlaube Kaffeerunde,
wie Urlaub voller Glück
Margeritensträuße
Ackerwitwenblume.

Heimat heißt
den Friedhof kennen,
wissen, ob der Stein
auf Vaters Grab vermoost,
zum Nachbarn nicken
und den Garten weitergeben
an Kinder
die Verstecke finden
vor dem fremden Draußen.

Heimat ist ein Dauerklang,
der alle Wörter einfärbt
ab dem ersten Laut,
gefahrlos denen,
die dazugehören.

Neue Töne hör ich
aus dem alten Viertel,
bunter fleckt das Leben,
verlockend offen liegt die Welt,
nahe in der Ferne
fand ich viele,
verstand sie ohne Mutterworte,
nur -
die alte Kirchturmglocke
schallt so hohl.

Annna-Dorothea Schmid: Mit Sinnen.
Prosa und Lyrik, 2001

Bild: Sommergarten (Heidi Walsh)

Mittwoch, 4. Mai 2011

Wortwaage

So lass mich nun die Waage holen
für die vielen Traurigkeiten,
leg sie einzeln sanft auf eine Schale
und prüf die Worte, die sie tragen
bis zu einem Gleichgewicht;
das Wortmaß wird der Widerstand,
den die Schwere leistet -
es bleibt die Frage nach Verlass,
große Worte heben nicht
die Last aus altem Leid,
und manchmal lässt ein Name
das Trübsalband zerspringen.
Was nennbar wird,
kann tragbar werden,
vielleicht auch teilbar wie der Atem -
verlangst du mehr von Worten?


Anna-Dorothea Schmid: Mit Sinnen
Prosa und Lyrik, 2001

Dienstag, 3. Mai 2011

Am erweiterten Strand des Meeres...


Am erweiterten Strande des Meeres
blieb ich zurück
klagend über die Flut
die das Meer mir brachte
und unerbittlich wieder zurücknahm.

Aber vielleicht ist es nur dies
dass ein Leben nicht ausreicht
zuwarten
bis sie zurückkommt.

Paula LUDWIG

Aus:
Dem dunklen Gott
Ein Jahresgedicht der Liebe

Danke, liebe Gudrun, für diese schönen Texte! Ich lese sie immer auch im Gedenken an Julia!

Montag, 2. Mai 2011

Immer horch ich


Immer horch ich
ob niemand mich ruft.

Wie ein Fenster
über das unablässig
der Regen herabrinnt
liegt mein Gesicht
unter meinen Tränen.

Paula Ludwig

Aus: Dem dunklen Gott
Ein Jahresgedicht der Liebe

Sonntag, 1. Mai 2011

Antworten...

Und wenn wir uns für sie öffnen, können wir ihre Sprache lernen....
Diese Wolkenherzen standen vor wenigen Minuten am Himmel...
für einen Augenblick waren sie ganz deutlich..
die Kamera lag nicht sofort bereit.
Aber ich habe verstanden!

Danke!

Love conquers all

http://www.youtube.com/watch?v=b5qft-1YCpg

Feels like the end
When you're closer to losing your dreams
Than losing a friend
Flying blind
I'm shooting into the dark
Who will I find
Oh girl
And if it takes me a lifetime
I swear I'll tear down every wall
Love conquers all

On my way
Tomorrow I rise with the sun
Soon I'll be gone
Words can't say
How the memories of feelings of love
They linger on
Oh girl
And if it takes me forever
I know it's worth every teardrop that falls
Love conquers all

Somewhere there's a place in your heart
Where the wounds never heal
Well you're not alone
That's just how I feel

Love conquers all
This one will last a lifetime
And if love conquers all
This one will last forever

Für alle, die lieben und die vermissen....und für Dich, Florian, weil ich fest daran glaube!

Wolkenboote

Wolkenboote im Himmelsmeer
tragen Träume hin und her.
Die Segel aufgebläht im Wind
schwebt eines auch zu unserem Kind.

Viel hat das Wolkenboot zu tragen:
Bilder von vergangenen Tagen,
manch unvergessenen Augenblick
vom leider allzu kurzen Glück.

Zunkunft, wie wir sie gedacht.
Bilder voller Farbenpracht.
All die Liebe, die wir spüren,
die wir niemals mehr verlieren.

Auch unsere Trauer, unsere Tränen,
unser Hoffen, unser Sehnen,
unseren Glauben, unsere Fragen,
soll das Wolkenschiffchen tragen.

Solange Wolken am Himmel treiben,
Träume nicht verloren bleiben...
Solang es Wolkenboote gibt,
weiß jedes Kind - es wird geliebt!

(Ralf Korrek, 27.10.2006)

Das Land der Sternenkinder: Gedichte für trauernde Eltern
von Ralf Korrek von Books on Demand