Mittwoch, 28. Oktober 2015

Du bist ein Wunder


Du bist ein Wunder
Du trägst als größten Schatz
deine eigene Geschichte in dir.
Niemand hat deine Geschichte,
ihren Schmerz und ihr Glück.
Sie gehört nur dir.
Wenn du nach deinem Wesen suchst,
betritt deine Geschichte mit Ehrfurcht,
liebe dich in ihr.
Du liegst in ihren Jahreszeiten,
und deine Seele trägt ihr Gesicht.
Du bist ihr Schwung und ihr Leid.

Du bist nicht so anders als der alte Held,
der von Abenteuer zu Abenteuer
durch die Meere zog, bis er nach Hause fand,
zum Ort seines Herzens, von dem er aufgebrochen war.
Du bist die, mit den tausend Gesichtern,
auf denen zehntausend Geschichten stehen.
Du bist jedermann, jedefrau
auf der Suche nach dem Wesenhaften
und doch unverwechselbar in deiner Geschichte,
in ihrem Gold und ihrer Erde.
Noch ist nicht abgeschlossen, wer du bist.
Lass hinter dir, was du warst –
bewohne diesen Augenblick,
diesen Abend, diese Nacht und den kommenden Tag,
der mit neuen Erlebnissen auf dich wartet.
Erlaube dir deine Schüchternheit, deinen Mut,
dein Abenteuer und deine Vorsicht.
In ihnen allen bist du.
Wie du auch leben magst, du bist ein Wunder,
dein Wesen Ausdruck des Unaussprechlichen.

Ulrich Schaffer

Montag, 26. Oktober 2015

Die Menschen...

 

Die Menschen sind verwandt mit
Dem Meer. Möchten dorthin zurück.
Das Meer kann hypnotisieren.

Edvard Munch
Bild:  Allesandro Barico

Samstag, 24. Oktober 2015

Freitag, 23. Oktober 2015

Mein Leben ist wie leise See

 

Mein Leben ist wie leise See
Wohnt in Uferhäusern das Weh,
wagt sich nicht aus den Höfen.
Nur manchmal zittert ein Nahn und Fliehn
aufgestörte Wünsche ziehn
darüber wie silberne Möwen.
Und dann ist alles wieder still...
Und weißt du, was mein Leben will,
hast du es schon verstanden?
Wie eine Welle im Morgenmeer
will es, rauschend und muschelschwer,
an deiner Seele landen.
 

R.M.Rilke

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Ich weiß es

 Für alle Flüchtlinge, die sich auf den Weg in eine bessere, friedliche Welt gemacht haben ...ihnen möchte ich ein Licht schicken, das sie begleitet!

1917 geschrieben hat dieser Text eine erschreckende Aktualität!

Plage steht am Wege, den ich schreiten will,
Not steht an dem Wege, den ich schreiten will,
Tod steht an dem Wege, den ich schreiten will,

Klage liegt am Wege, den ich schreiten will.
Und Zungen hat jeder Meilenstein,
Und alle die kleinen Kiesel schrein,
Schrein Weh – wo ein Mädchen röchelnd sank,
Flüchtig, verlassen, müd und krank.

Not steht an dem Wege, den ich schreiten will,
Tod steht an dem Wege, den ich schreiten will,
Und ich schreit ihn doch!

Törichte Mädchen in Schmach und Pein:
Tausend gingen vor mir.
Tausend kommen nach mir.
Ich werde die Tausendhunderste sein.
Meine Lippen auf fremdem Mund:
Und sterben ein Weib wie ein räudiger Hund –
Schreckt’s Dich nicht? Nein.
Meines Herzens Schlag an fremder Brust:
Lache, mein Aug, eh du weinen musst!
Und du weinst ja nicht allein!

Not steht an dem Wege, den ich schreiten will,
Tod steht an dem Wege, den ich schreiten will,
Kummer und Klage, graue Plage:
Ich weiß es – und schreit ihn doch!

Gertrud Kolmar
(aus G. K.: Gedichte, 1917)

Dienstag, 20. Oktober 2015

Nichts bleibt - Im Gedenken an Lukas


Tage kommen und gehen
alles bleibt wie es ist
Nichts bleibt wie es ist
es zerbricht wie Porzellan
Du bemühst dich
die Scherben zu kleben
zu einem Gefäß
und weinst
weil es nicht glückt


Rose Ausländer

Für Dich, liebe Andrea, für Rob und Christoph und für all die Menschen, die heute, am Tag der Geburt von LUKAS an Euch denken.  Glückstage wurden Gedenktage und doch bleibt auch dieses Glück - Trauerglück!  
Ich hätte Lukas so gerne gekannt!  Nun halten wir uns seit Jahren an einander fest - ein Bündnis im Himmel geschmiedet! 

Happy Birthday in Heaven, Lukas!

 

Montag, 19. Oktober 2015

Kummer


Kummer ist eigentümlich. 
Du gehst deinen Weg und fühlst dich gut, siehst dann ein Blatt auf dem Boden und fängst an zu weinen.

Rea Revekka Poulharidou

Sonntag, 18. Oktober 2015

Trauerglück




Du hast
meine Zweige
beschnitten
meine Bäume
wachsen
nicht mehr
in den Himmel

ich ziehe mich
zurück
auf die Wurzel
in den Tiefen
der Erde

                                                    Helen Schüngel-Straumann

Samstag, 17. Oktober 2015

Zu Deinem Geburtstag



"Making the decision to have a child,
It´s momentous.
It´s to decide forever to have your heart go walking
around outside your body.”


Es war schwer, Dich zur Welt zu bringen - aber es war so viel schwerer, Dich gehen zu lassen! Warum konnte ich Dich nicht halten... ????
 

Happy Birthday in Heaven, beloved son 
Mom

Birthday in Heaven

 
 Deine Stimme ist hörbar,

wenn ich sie laut
nachspreche:
erinnerte Sätze,
die uns gehören.

Seit der letzten Umarmung
nimmt die Entfernung
täglich zu.
auch im Traum
bist du jetzt nicht einzuholen.

Vergiss nicht, wie kurz
der Abschied war
und dass ein Wind
genügt:
Ich werde dich sofort
erkennen.

Richard Exner

Für Flori



Ich liege
in der Dunkelheit
und suche nach dir
in meiner Seele -

die mit deiner
verbunden ist
und schon

verbunden war,
bevor wir uns
zum ersten Mal
begegnet sind.


Hans Kruppa

Freitag, 16. Oktober 2015

Das Schicksal

 
Das Schicksal
dein Geschick  mein Geschick
was ist es das Schicksal

das dein Leben beschickt

das Schicksal

dem einzig du
gewachsen bist

mit wachem Kopf  

mit klaren Sinnen

Annemarie Schnitt

Für Florian am Vortag seines Geburts-Tages

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Zeit der Besinnung




Zeit der Besinnung
Nebelmeer
lädt ein
zur Rückkehr nach innen
Kraft tanken

Die Gedanken durchwehen lassen
vom Wind

Engelbert Schinkel

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Das Ankommen

 
Das Ankommen 

 
bei dir selbst
 nach allem Auf und Ab
 nach Zweifel und Fragen
 nach Dämmer und Dunkel 
 nach Wachen und Träumen

 nach Licht und Lachen
 nach Graben  und Grübeln

 das Ankommen bei dir selbst
 auf geheimen Spuren 

 des Friedens


Annemarie Schnitt

Dienstag, 13. Oktober 2015

Wunder




Wenn wir bewusst leben,
werden Wunder sichtbar und fassbar sein.
Geheimnisvoll ist die Struktur der Welt.
Wir sind umgeben von Unerklärlichem
und sind selbst Wunder.
Auch nur einen von uns zu zerstören ist ein Sakrileg.
Wir haben soviel darauf verwandt,
realistisch und geerdet zu sein,
unsere Begeisterung zu zügeln und unsere Träume zu vergessen,
dass wir dabei den Sinn für das Wunderbare verloren haben,
das in jede Faser der Welt hineingewebt worden ist,
auf jede vorstellbare und unvorstellbare Art.
Wir gehen auf Zeiten zu,
in denen unsere Augen mehr und mehr geöffnet werden,
und wir werden nicht nur mit unserer Horn- und Netzhaut sehen,
sondern mit unserem Herzen, dem einzigen Organ,
das die Welt so sieht, wie sie ist, unverzerrt.
Dann wird das Unmögliche alltäglich sein,
Wunder werden aus unserer Liebe hervorgehen,
und wir werden unserer Hoffnung und unserem Glauben mehr trauen
als den Schlagzeilen, erfüllt von Katastrophen und Unglück.
Wohlwollend werden wir über das lachen,
was wir früher als vernünftig ansahen.
Wir werden ins Licht gehen,
und tiefer und umfassender als je zuvor
sichtbar füreinander werden.
Und so wie die Welt ein Geheimnis ist,
so sind Gedanken Energie,
Glauben ist Sehen,
und Ahnen ist Wissen.

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Miracles
To those who live consciously
miracles are visible and inevitable.
The structure of the world itself is miraculous.
We are walking through miracles all the time
and are miracles ourselves.
To destroy even one of us, is a sacrilege.
We have spent so much time and energy
to be realistic, to stay grounded,
to curb our ecstasy and to forget our dreams,
that we have lost the sense of the miraculous
woven into the the fabric of the world
in every conceivable and inconceivable way.
We are heading into a time
when our eyes will be opened more and more
and we will see not only with our lens and retina,
but with our heart, the only organ
that sees the whole picture undistorted.
Then the impossible will be common
the miraculous will be an extension of our love
and we will trust our hope and faith more
than the headlines, full of catastrophe und disaster.
We will laugh benevolently at our former sense
of what is reasonable,
we will move into a brightness
that will make us visible to each other
more profoundly and deeply than ever before.
And like the world is a mystery,
so thoughts are energy,
believing is seeing
and sensing is knowing.

Ulrich Schaffer

Montag, 12. Oktober 2015

Wenn ..

 
Wenn ich schon nichts mehr will,
und fast gar nichts erwarte,
und kaum noch etwas tun kann,
liebe ich dich am meisten.

 José Coronel Urtecho 
Bild: George Elgar Hicks

Samstag, 10. Oktober 2015

Ich möcht

Ich möcht
mit deiner Sprache
sprechen
ich möcht
mit deinem Blühen
blühn
mit deiner Farbe
färben
trüber Zeiten
Nebelkleid


Annemarie Schnitt
Foto: Alexa Schecker -unvergessen

Dienstag, 6. Oktober 2015

Es gibt dich..

 Es gibt dich
weil Augen dich wollen,
dich ansehen und sagen
daß es dich gibt.....

aus:

Es gibt dich
Dein Ort ist
wo Augen dich ansehen.
Wo sich Augen treffen
entstehst du.
Von einem Ruf gehalten,
immer die gleiche Stimme,
es scheint nur eine zu geben
mit der alle rufen.
Du fielest,
aber du fällst nicht.
Augen fangen dich auf.
Es gibt dich
weil Augen dich wollen,
dich ansehen und sagen
daß es dich gibt.
Hilde Domin
Hilde Domin


Florians Geburtstag rückt näher und mit ihm die Zeit des Rückzugs. Der Herbst hält Einzug und wenn ich die erste Kastanie in der Hand habe, denke ich an ihn.... Jahr um Jahr und das wird immer so sein!

Wenn es nur einmal so ganz stille wäre

Wenn es nur einmal so ganz stille wäre ♪ Rilke ♪♫ deaprojekt

Montag, 5. Oktober 2015

Lebenswichtigkeit



 Es kommt im Leben
nicht darauf an,
wie wir etwas machen.
Es kommt vielmehr darauf an,
den Mut zu haben,
überhaupt etwas zu machen.

 von Annegret Kronenberg

Samstag, 3. Oktober 2015

Kraft schenken


 Immer wieder hängen
meine Gedanken schönen
Worten nach,  lassen
mich die Worte spüren.
Ich male mir gedanklich
Bilder daraus,
in die ich tief
eintauchen kann.
Daraus entstehen oft
Tagträume, die das
Leben emporheben
und Kraft schenken.

von Annegret Kronenberg