Sonntag, 9. November 2008

Mehr nicht


Mehr nicht

Eine große Trockenheit war über das Land gekommen. Zuerst war das Gras braun und grau geworden. Dann starben die Büsche und die kleineren Bäume. Kein Regen fiel, der Morgen erwachte ohne die Erfrischung des Taues. Die Tiere waren in großer Anzahl verdurstet, denn nur wenige hatten noch die Kraft gehabt, aus der Wüse zu fliehen. Die Trockenheit dauerte an. Selbst die stärksten, ältesten Bäume, deren Wurzeln bis tief in die Erde reichten, verloren ihre Blätter. Alle Brunnen und Flüsse, die Quellen und Bäche waren vertrocknet. Eine einzige Blume war am Leben geblieben, denn eine kleine Quelle gab noch ein paar Tropfen Wasser. Doch die Quelle war am Verzweifeln: "Alles verdurstet und stirbt. Ich kann nichts mehr daran ändern. Wozu soll es sinnvoll sein, ein Paar Tropfen aus der Erde zu holen?" Ein alter kräftiger Baum in der Nähe hörte die Klage und sagte zur Quelle, bevor auch er starb: "Niemand erwartet von dir, die ganze Wüste zum Grünen zu bringen; deine Aufgabe ist es, einer Blume Leben zu geben. Mehr nicht."


(Afrikanisches Märchen)

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