Mittwoch, 5. Juni 2013

Helle Tage


Sonnet 18

Soll ich vergleichen einem sommertage
Dich der du lieblicher und milder bist?
Des maien teure knospen drehn im schlage
Des sturms und allzukurz ist sommers frist.

Des himmels aug scheint manchmal bis zum brennen .
Trägt goldne farbe die sich oft verliert .
Jed schön will sich vom schönen manchmal trennen
Durch zufall oder wechsels lauf entziert.

Doch soll dein ewiger sommer nie ermatten:
Dein Schönes sei vor dem verlust gefeit.
Nie prahle god . du gingst in seinem schatten .
In ewigen reimen ragst du in die zeit.

Solang als menschen atmen . augen sehn
Wird dies und du der darin lebt bestehn.

William Shakespeare


Nun beginnt sie wieder, die Zeit des " .. heute vor ... ", beginnen die Tage der Rückschau auf ein Leben, das so nie wiederkehren wird. 

Um diese Zeit, am frühen Morgen, schlug mein Herz doppelt schnell - Vorfreude, riesige Vorfreude:  Heute abend kommen Florian und Eimear! 
Heute vor 13 Jahren lief aber eine unsichtbare Uhr in eine ganz andere Richtung als alle anderen Uhren:  Florians Lebenszeit begann abzulaufen und nur noch 25 Tage trennten uns  von seinem endgültigen Abschied..Es waren leuchtend helle Tage, die uns blieben: Tage voller Unbeschwertheit, Sommertage, so schön, wie ein Sommer nur sein kann; nichts ahnten wir - gar nichts!  Glück war noch Glück und nicht "Trauerglück" und erschien uns selbstverständlich;  Freude war einfach Freude und nicht "Trauerfreude"; das Beisammensein etwas, von dem wir dachten, es beliebig wiederholen zu können; ein Sohn war ein Mensch, der unverlierbar ist!  Wie sehr haben wir uns getäuscht und wie schmerzlich bezahlen wir diesen Irrtum.

Jeder Fetzen Erinnerung an diese Tage ist wertvoll, eingebrannt in meine Seele und nun lasse ich die Bilder frei.... 




Die Zeit ist ein Augenblick.
Unser Erdendasein wie unser Erdengang
ein Fall durch Augenblicke.

Jean Paul

Fotos: Florian Juni 2000









1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich denke dein,
wenn mir der Sonne Schimmer
Vom Meere strahlt;
Ich denke dein,
wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.

Ich sehe dich,
wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht,
wenn auf dem schmalen Stege
Der Wandrer bebt.

Ich höre dich,
wenn dort mit dumpfen Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh' ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.

Ich bin bei dir,
du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt,
bald leuchten mir die Sterne.
O wärst du da!

Johann Wolfgang von Goethe

Dir, liebe Gabi,
und Florian gewidmet

ganz herzlich
Anna Maria