Donnerstag, 19. August 2010

Song for Ireland

"Look at it from the bright side"...

Unser "Vorgarten"...
Slieve League
...just happy!


Dirlaught, 3.9.2006

Ich sitze auf der kleinen Insel auf dem Teich vorm Cottage. Der Himmel ist bewölkt; ab und zu eine sonnige Phase. Das herbstliche Wetter hält an und die Hoffnung auf Sommer ist begraben.

Wir sind täglich am Strand.. bei jedem Wetter. Es ist ein wundervoller, endloser Strand, breit und mit weissem, feinen Sand. Niemand ist hier außer uns… wo gibt es so viel Stille auf dieser Welt? Alle Sorgen, alle Nöte in mir schrumpfen auf ein neues Maß.. Ich erblicke Unendlichkeit und meine Seele verschmilzt mit der Weite und Florian ist nah!

Wir unternehmen täglich Ausflüge und ich verliebe mich mit jedem Tag mehr in diese wilde Landschaft. Sie erinnert an Connemara – und hat doch mit ihren Hügeln und ihrer Weite eigene Struktur.
Die Farben der Natur erhalten durch das ständig wechselnde Wetter eine eigenartige Intensität. An einem Stein leuchten rostrote oder ockerfarbene Flechten auf. Das Moor ist dort, wo Torf gestochen wird, von Feuchtigkeit tiefbraun, kleine Grasbüschel und überall das Heidekraut in seinen vielfältigen Tönungen. Unscheinbare kleine Blümchen erhalten im Kontrast zu ihrer Umgebung eine besondere Schönheit.

„Turning darkness into light“ – wie oft denke ich hier an diesen Satz..

Und dann die Küste mit ihren Klippen und Buchten, langen Sandstränden, menschenleer. Die grünen Wiesen ziehen sich bis unmittelbar an die felsigen Küsten. Schafe grasen und sehen aus wie herab gefallene weisse, kleine Wölkchen.

Man muss diese Landschaft einfach lieben, aufnahmefähig sein für diese kleinen, fast unscheinbaren Reize. Sie schulen unser Auge.

„Look at it from the bright side“ – sagen die Iren und gewinnen auch einem Regentag etwas ab: Schreiben, ausruhen, lesen – wir lernen gerne von ihnen.

Es kehrt Ruhe in uns ein, ein gutes Gefühl. Berlin ist weit weg und es fühlt sich an, als wären wir seit vielen Wochen unterwegs.

Gestern riss der Himmel auf und Sonnenschein begleitete uns auf einer herrlichen Tour entlang der Küste. „Slieve League“, die höchsten Klippen Europas waren unser Ziel. 600 m ragen sie aus dem Meer – ein spektakulärer Anblick.

Auch hier, wie überall, wenige Touristen. Ich sitze eine Weile und genieße das Schauspiel des wechselnden Lichts, der Brandung, die weit unter mir an die Felsen schlägt, während Hans-Jürgen ein Stück höher klettert. Wieder bin ich überwältigt von der Weite des Atlantik, der hier an die Küsten Irlands schlägt. Ich summe den „Song for Ireland“…

Walking all the day, near tall towers where falcons build their nests
Silver winged they fly, they know the call of freedom in their breasts
Saw Black Head against the sky, between the rocks that run down to the sea
Living on your western shore, saw summer sunsets, asked for more
I stood by your Atlantic sea, and sang a song for Ireland

Was für ein wunderschönes Lied!

Auf schmalen Straßen, kaum breit genug für ein Auto, fahren wir durch bogland – durch Hochmoore – so weit das Auge reicht. Niemand kommt uns entgegen… wir haben manchmal das Gefühl alleine auf dieser Welt zu sein.

Ich setze mich in eine blühende Wiese – und bin einfach glücklich!
Hier in Irland habe ich dieses Wort wieder auszusprechen gelernt: Glück, glücklich sein! Hier habe ich es zum ersten Mal seit Florians Tod gespürt.
Ich kann Glück erleben; ich darf Glück erleben! Welch Geschenk!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Song for Ireland"

„Look at it from the bright side“

Walking all the day...

.. Ich erblicke Unendlichkeit und meine Seele verschmilzt mit der Weite und Florian ist nah!

Liebe Gabi,

tief und innig, still und ergriffen vermag ich mit dir zu fühlen und ich schicke dir gute Wünsche für das Glück der Tage
' on Ireland'.

Deine
Anna Maria

Hab herzlich Dank, dass du mich/ uns hier im Blob teilhaben läßt.