Samstag, 20. Juni 2009

Lehre mich Sehnsucht




„Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht die Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen und Werkzeug vorzubereiten, oder die Arbeit einzuteilen und Aufgaben zu vergeben, sondern lehre die Menschen die Sehnsucht nach dem endlosen, weiten Meer..:“
(Saint Exupéry)

Sehnsucht nach dem offenen Meer? Kann sie gelehrt werden? Kann dieses Gefühl die Bewegtheit der Wasser vermitteln – Gefahr unter den Füßen, Sturm über der Stirn, kein Land weit und breit.
Kann sich in diesem Sehnsuchtssinn nach dem Offenen und Ungestaltetem stark genug ein Bewusstsein vom eigenen Land, dem individuellen Eigentum einer leiblichen Existenz einmischen, so dass daraus sich ein Schiff bilden kann?
Jeder Mensch trägt Sehnsüchte in sich. Sie beziehen sich auf das weite Feld seines schicksalhaften Daseins. Sie warten in ihrer Vielzahl zumeist ungeprüft in den Toren seines Lebens und wenn eine davon aufbricht, geht das Tor zu seinem Inneren weit auf.
Der Mensch spannt sich zur „Sehne“, steckt den Pfeil seiner „Sehnsucht“ auf und fliegt mit ihm weit über sich hinaus. Er wächst, soweit dieser Flug reicht.
Sehnsucht bedeutet somit, die Dauer eines Fluges zu meistern, in welchem sich Wesen und Erscheinung des Ersehnten – des Meeres - im Menschen selbst offenbaren können. So erbaut er das „Schiff“ aus den Bedingungen seiner Sehnsucht und des Meeres selbst.

Wer keine Sehnsucht kennt, bleibt in sich verschlossen und verkümmert in der Enge seiner Selbst. Insofern kann es keinen Menschen ohne Sehnsucht gehen. In der Sehnsucht offenbart sich sein innerstes Wesen, das im Ursprung schon das „Echo“ seines Zieles zu hören vermag.

... Seine „Schiffe“ sind aus dem Stoff der Liebe zum Meer gebaut. So werden sie bewohnbar und fahrtüchtig. Wenn wir von Sehnsucht sprechen, wird immer die Sehnsucht nach dem Menschen Du im Vordergrund stehen. Diese Sehnsucht erscheint als stärkste von allen,.

... Im allgemeinen erleben wir Sehnsucht als etwas Schmerzhaftes, so als würden wir auseinandergezogen und in Teile zersprengt. Ein Mensch bedarf großer innerer Sicherheit und Vertrauen zu sich selbst, will er diese Dehnung aushalten und im Sinne des Beschriebenen fruchtbar machen...

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